Schwarzmeerdeutsche

Schwarzmeerdeutsche werden die Bewohner ehemals deutscher Siedlungen am Nordufer des Schwarzen Meeres auf dem Gebiet der heutigen Ukraine genannt. Wegen ihrer gemeinsamen Geschichte werden Schwarzmeerdeutsche zu den Russlanddeutschen gezählt.
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Auswanderung
Das südrussische Gebiet hatte Katharina II. durch zwei Kriege mit dem Osmanischen Reich (1768–1774) und der Annexion des Krimkhanats (1783) für das Russische Reich hinzugewonnen. Durch den Frieden von Jassy fiel auch das dünn besiedelte Gebiet zwischen Bug und Dnister an Russland. In diese Region wanderten auch zahlreiche aus dem Osmanischen Reich ausgewanderte Bulgaren, Griechen und Rumänen ein. Die ersten deutschen Auswanderer aus dem Südwesten (Württemberg, Baden, Elsass, Lothringen, Pfalz) trafen 1803 ein, gerufen von Alexander I. (Russland). Der 17. Oktober 1803 gilt als Gründungstag der schwarzmeerdeutschen Kolonien bei Odessa. Zar Alexander I. kaufte an diesem Tag Land für die Kolonisten an. Im Frühjahr 1804 entstanden Großliebental und Kleinliebental als erste Ansiedlungen. Da 1808 etwa 500 weitere Auswandererfamilien unterwegs waren, besorgte die russische Verwaltung Siedlungsland am Fluss Beresan.

Am 09. Mai 1809 brachen 105 Auswanderer in Leimersheim auf, weitere Familien kamen aus Wingen (Elsaß) dazu. Sie reisten auf dem Landweg über Böhmen, Mähren, Schlesien bis zur russischen Grenzstadt Radziwillów. Wegen schlechter Straßen dauerte damals die Überlandreise fast drei Monate. Im August 1809 entstanden dann unter anderem die Siedlungen Landau und Speyer.

Lest dazu auch diesen Text: „Der eine kommt ins Pfefferland, der andere in die Krimm!

2. Weltkrieg
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs umfasste die Volksgruppe der Schwarzmeerdeutschen rund 326.500 Menschen, die in 228 Dörfern lebten. In den ersten Kriegsmonaten waren etwa 18.000–40.000 Personen von Deportationen ins Innere der Sowjetunion betroffen.
Am 14. März 1944 wurde der Befehl zum Abmarsch für das erste deutsche Dorf gegeben und am 28. März 1944 hatten die letzten Volksdeutschen (insgesamt 135.000 Menschen in diesem Zeitraum) ihre Heimat verlassen. In zwei Trecks (Nord- und Südtreck) ging es in Richtung Westen. Sie kamen nach rund drei Monaten im Warthegau an. Dort erreichte sie im Winter 1945 erneut die Rote Armee. Die Schwarzmeerdeutschen flüchteten wie die übrigen dort lebenden Deutschen in Flüchtlingstrecks Richtung Westen. Damit teilten sie das Schicksal vieler anderer Heimatvertriebener nach der Flucht in die vier Besatzungszonen auf deutschem Boden. Die Dorfgemeinschaften und teilweise auch die Familienverbände hatten sich aufgelöst.
Die evangelischen Kirchenbücher wurden auf der Flucht mitgenommen, die katholischen gingen weitestgehend verloren.

Meine Familie kam im August 1944 ins deutsche Lager Erxleben, Dietfurt (heute: Bożejewice, Polen) und wurde dort eingebürgert. Nach einigen weiteren Zwischenstationen fanden sie eine erste Heimat in Landsberg am Lech.

Besiedelung der Pfalz

Als Hauptgrund für die Auswanderung aus dem Alpenraum und die Besiedelung der Pfalz und anderer Regionen zwischen 1650 und 1700 wird der Klimawandel genannt.

Kleine Eiszeit
Die Kleine Eiszeit war eine Periode relativ kühlen Klimas von Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein. Sie gilt in der heutigen Klimadiskussion als das klassische Beispiel einer durch kurzfristige Schwankungen geprägten natürlichen Klimavariation. Auch während der Kleinen Eiszeit gab es erhebliche Klimaschwankungen; zum Beispiel waren die Zeiträume von etwa 1570 bis 1630 und 1675 bis 1715 besonders kalt.
Die Kleine Eiszeit war einer der Auslöser für die spätmittelalterliche Agrarkrise. Durch tiefe und lange Winter waren die Vegetationsperioden reduziert. Die Sommer waren nasskalt, so dass etwa der Weizen auf den Halmen verfaulte. Die Nahrungsmittel-Produktion ging zurück, und es kam zu Hungersnöten. Für die Missernten wurden immer wieder gesellschaftliche Minderheiten und Randgruppen verantwortlich gemacht. In den sinkenden Erträgen sah man oft eine Folge von schwarzer Magie. In die Zeit der Kleinen Eiszeit fallen sowohl die frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen in Mitteleuropa als auch die gehäufte Verfolgung von sozialen Minderheiten. [Mehr auf Wikipedia]

Auswanderung
Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren weite Teile Südwestdeutschlands verwüstet und ganze Landstriche waren entvölkert. Besonders schlimm war die Pfalz betroffen. Dem verwüsteten Land fehlte es danach zum Wiederaufbau vor allem an Menschen. Der aus dem Exil in London zurückgekehrte Kurfürst Karl I. Ludwig versuchte, mittels materieller Anreize die über andere Regionen zerstreuten Pfälzer zurückzuholen, und warb zusätzlich massiv um „Kolonisten“ aus anderen Regionen und Ländern. So gelang es, Bauern und Handwerker aus Frankreich, Holland, England, Schottland und vor allem aus der Schweiz und Tirol in der Pfalz anzusiedeln.
So fanden viele „Klima-Flüchtlinge“ aus der Schweiz hier eine neue Heimat. Die Erfassung der Einwanderer aus dem Alpenraum in den südwestdeutschen Raum ist recht unvollständig und leidet stark darunter, dass vielerorts die Herkunft nicht dokumentiert wurde oder die Urkunden verloren gegangen sind. Die Schweizer waren überwiegend Reformierte, während in der Pfalz die katholische, lutherische und die reformierte (calvinistische) Konfession nebeneinander bestehen konnten.

Lest dazu auch diesen Text: „Klimawandel als Hauptursache für die Auswanderung aus dem Alpenraum zwischen 1650 und 1700

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